Für Oma

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Ich habe nachgesehen. Seit fünf Monaten habe ich hier nichts mehr verfasst. Fünf Monate. Das

So, liebe Leute
heute gibts was für meine Oma. Diesen Text habe ich ihr vor sage und schreibe sieben Jahren geschrieben – zu ihrem 90. Geburtstag. Und weil sie die Worte bestimmt schon vergessen hat, schreibe ich sie euch, damit ihr alle mal mitkriegt, wie bezaubernd meine Omi ist. Und morgen, Oma – wenn ich nicht so müde bin und unsere Kinder vielleicht schlafen, dann schreibe ich dir diesen Text mit Tinte und Feder – so wie du es dir schon vor sieben Jahren gewünscht hast.

Wenn ich über Oma nachdenke, dann denke ich immer wieder:
Meine Oma ist wie das Meer.
Wie das Meer ist Oma wunderschön, verwegen, tiefgründig, geheimnisvoll und uralt. 😉
Seit ich denken kann ist sie – wie das Meer – immer gleich.
Kurze Haare, gemütliche Figur, so eine zum reinkuscheln und in unserer Gegenwart hatte sie eigentlich fast immer ein Lächeln auf den Lippen.
Nur manchmal – in so kleinen unbeobachteten Momenten, da huschte ein Ausdruck auf ihr Gesicht, an dem man merkte, dass sie mehr gesehen hat, als man vermutet und sie preisgibt.

Wie das Meer, ist sie immer gleich. Manchmal – ganz selten, wurde eine Flaschenpost an Land gespült, die uns von früher erzählte. Und für uns war es so spannend, diese Geschichten zu hören.
Wie sie den Dienst im Krankenhaus tauschte und nur dadurch überlebte.
Oder wie sie den russischen Soldaten Kuchen gab.

Manche Dinge versteht man erst, wenn man älter wird.
Schmerz  ist so eine Sache. Damals wussten wir noch nicht, wie schmerzlich ein Krieg ist.
Und selbst heute können wir uns nur eine schwache Ahnung davon malen.

Wie das Meer, ist meine Oma immer gleich. Nur ihre Utensilien haben gewechselt.
Den Pinsel und die Flöte legte sie irgendwann aus der Hand und tauschte sie gegen eine immer größer werdende Lupe.
Aber manche Sätze, die blieben: „Ach, schau mal – der hat doch ein Gesicht, das man malen möchte!“
Und gemalt hat sie. Ich erinnere mich da an diesen Nachmittag, an dem wir in ihrem Wohnzimmer saßen und sie ihre Schätze für uns auspackte.
Und immer sagte sie: „Ach nein, das ist nicht gelungen.“
Oder: „Naja – das war ja nur so dahingekritzelt.“
Oder „Wie, das gefällt dir? Ach Nein!“
Und uns stand der Mund offen vor staunen, wie wunderbar sie gemalt hat.
Einmal hat sie mich porträtiert. Ich kann mich daran nicht mehr erinnern.
Aber ich liebe dieses Bild. Das mit der blauen Latzhose, dem rosa Pulli und den Schäfchen im Hintergrund.
Da hing ich immer – im Schlafzimmer meiner Eltern – inmitten meiner Familie; ihrer Familie.
Und manchmal erkenne ich Eigenschaften von ihr in mir.
Wenn ich einen Stift zur Hand nehme und versuche, mit Wörtern loszumalen, dann denke mir oft – „Also – nein, das ist mir nicht gelungen!“
Und wenn ich in Rostock am Strand sitze, den Schatten eines kleinen Piraten ganz oben auf dem Klettergerüst sehe, der den Wind seine Haare zerzausen lässt, während der blutrote Feuerball im Meer ertrinkt, dann denke ich bei mir: „Ach, schau mal – der hat doch eine Silhouette, die man malen möchte!“
Wie das Meer ist meine Oma weit – und das meine ich nicht im Bezug auf ihre Körperfülle – nein, sie hat ein weites Herz. Und sie hat einen weiten Horizont. Und immer wenn ich diese Weiten erblicke, dann erweitert sich ganz automatisch auch mein Herz, auch mein Horizont.
Genug Lebensstürme hat meine Oma erlebt, diese rauen Stürme, die so wehtun und die Zerstörung bringen und einen Neuanfang fordern.  Aber sie erlebt auch so schöne Sonnentage.
Solche, wie heute.
An denen wir sie in all ihrer Schönheit bewundern, meine Oma, die wie das Meer ist.

Auf ihre Art ist meine Oma immer gleich, aber sie scheut sich auch nicht vor Veränderung. Sie überrascht immer wieder. Man ist nie zu alt um etwas Neues zu beginnen. Etwas Neues zu lernen.
Das habe ich von dir gelernt.
Und wie das Meer, so sehe ich dich immer zu selten. Und immer wenn ich bei dir bin, nehme ich mir vor, dich öfter zu besuchen. Und wie das Meer, liebe ich dich, meine Oma. Immer. Alles Gute zu deinem Geburtstag!
Und weil du Reime so liebst hab ich hier noch einen für dich:

Ich lebe in Rostock
wer kann ich denn sein?
Versuch den Spagat
zwischen Arbeit und sein.
Das Studium das kommt dann ja auch noch dazu,
und lässt mir zur Freizeit gar kaum noch die  Ruh.

Du hast es erraten,
du weißt schon Bescheid,
du hast eine Ahnung,
wer diesen Reim schreibt.
Es ist deine Almut, die Erzieherin ist,
und den Spaß an der Freude niemals vergisst.

Und bin ich am Meer, dann denk ich an dich,
meine Oma, ich lieb dich, vergiss das nur nicht.

 

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